7. September 2015
Auf der einen Seite hört man landauf landab vom Fachkräftemangel, auf der anderen Seite klagen über 50-Jährige über ihre Probleme auf der Suche nach einer neuen beruflichen Herausforderung. Stellen Firmen tatsächlich keine über 50-Jährigen mehr ein, oder liegen die Probleme zum Teil nicht auch bei den Stellensuchenden?
Eine Untersuchung von Bewerbungsdossiers von Vertretern verschiedener Altersgruppen zeigt deutlich, dass rund drei Viertel der Bewerbungsdossiers in den Altersklassen ab 40 Jahren nicht gepflegt wurden. Das heisst, es wurden über Jahre keine grösseren Weiterbildungen absolviert und keine anerkannten Abschlüsse erworben. Im Zeitalter des lebenslangen Lernens ein absolutes ‚no go‘! Häufig kommen ältere Mitarbeitende nicht nur freiwillig in die Situation, sich beruflich neu orientieren zu müssen, sondern aufgrund einer Restrukturierung, nach einer Fusion oder einer strategischen Neuausrichtung.
Gespräche mit Betroffenen zeigen immer wieder, dass sich Leute ab 40 Jahre zum Teil eine Weiterbildung gar nicht mehr zutrauen. Sich zu alt fühlen für eine Weiterbildung, Angst vor Problemen haben mit dem sich Integrieren in einer allenfalls jüngeren Gruppe, die fehlende Nähe zu Prüfungssituationen und dergleichen sind nur einige der oft genannten Gründe. Insgesamt dürften diese diffusen Ängste aber einen durchaus realen Hintergrund haben. Die letzte Ausbildung oder Weiterbildung liegt schon länger zurück. Man ist sich den Lernmodus nicht mehr gewöhnt. Vielleicht hat man auch nicht die besten Erinnerungen daran.
Dies kann dann dazu führen, dass über 40-Jährige hinsichtlich ihrer Entwicklung wie blockiert wirken. Vielleicht arbeiten Sie auch schon jahrelang im selben Aufgabenbereich und dieser hat sich bislang als stabil erwiesen. Wenn dann doch eine kritische Änderung am Arbeitsplatz erfolgt, zum Beispiel eine Reorganisation, dann ist bei solchen Angestellten nicht nur die übliche Unruhe vorhanden. Sondern durchaus eine existenzielle Besorgnis, was sich nun ändert und ob sie dem gewachsen sind.
Denn eigentlich wissen diese Mitarbeitenden, dass sie es verlernt haben, dem Wandel zu folgen. Sie haben sich nicht mit persönlichen Weiterbildungsmassnahmen flexibel gehalten. Ihre Einstellung ist defensiv und bewahrend – es sollte am besten alles genauso bleiben, wie man es gewohnt ist. Aber so funktioniert die Realität nun mal nicht.
Die gute Nachricht lautet jedoch: Das ist alles Schnee von gestern! Sie alleine tragen die Verantwortung dafür, dass sie auch in Zukunft noch attraktiv sind für den Arbeitsmarkt. Pflegen Sie also Ihren Lebenslauf. Machen Sie von Zeit zu Zeit eine grössere Weiterbildung, die zu Ihrer beruflichen Laufbahn passt und erwerben Sie sich auch einen entsprechenden, anerkannten Abschluss. Trauen Sie sich!
Wir haben gerade bei den anspruchsvolleren Lehrgängen eine hohe Quote von über 40-Jährigen. Gut in Erinnerung geblieben ist mir der Fall eines 57-jährigen Studenten, der jahrzehntelang in verantwortlicher Position in einer Branche gearbeitet hatte, die in den letzten Jahren in die Krise kam. Mit 57 Jahren erwischte es dann auch ihn: Seine Stelle wurde ersatzlos gestrichen, er wurde arbeitslos.
Nach ein paar Monaten vergeblicher Bewerbungen in seiner angestammten Branche erkannte er die Chancenlosigkeit dieses Unterfangens. So entwickelte er eine Vorwärtsstrategie, um sein Branchenabhängigkeit zu neutralisieren: Er meldete sich bei uns für den Lehrgang Experte / Expertin Organisationsmanagement mit eidg. Diplom und Masterwertigkeit an. Den er ein Jahr später mit 58 Jahren gut bestand. Kurze Zeit darauf hat er dann auch tatsächlich eine qualifizierte, neue Stelle gefunden – in einer anderen Branche.
Aus meiner Sicht ist dieses reale Beispiel ein Augenöffner. Es gibt Unternehmen, die auch über 50-Jährige noch einstellen, sofern sie eine Entwicklung erkennen können. Ausserdem beweist dieses Beispiel auch, dass es nie zu spät ist, etwas Neues zu lernen. Manchmal muss man einfach sein eigenes Kopfkino mit seinen negativen Botschaften wie „dafür bist Du doch schon zu alt“, „das schaffst Du eh nicht mehr“, „ist doch sowieso alles sinnlos“ ignorieren und den Schritt zur persönlichen Weiterentwicklung wagen.
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